18.4.41

Auf Wiedersehen, Franziska (Helmut Käutner, 1941)

Aufblende. Ein Kleinstadtidyll irgendwo in Deutschland. Ein Mann verfolgt eine Frau mit einem Fotoapparat. Sie findet sein Verhalten impertinent, fühlt sich zugleich geschmeichelt. Die beiden werden ein Paar. Kein besonders glückliches. Michael (Hans Söhnker), charmant und unabhängig, ist Sensationsreporter, filmt Kriege, Unglück, Katastrophen. Immer unterwegs, nirgendwo zuhause. Franziska (Marianne Hoppe), patent und eigen, schnitzt Kunstgewerbliches, will etwas vom Leben haben. Unter anderem einen Mann, der da ist, bei ihr. Sie lieben sich – dennoch. Heiraten – trotz der schwierigen Konstellation. Kriegen Kinder. Leben aneinander vorbei. Er in der Welt, sie daheim. Immer wieder bringt sie ihn an die Bahn. Immer wieder fährt er weg. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus, verzweifelt. Er verliert den besten Freund an der Frontlinie irgendeiner Feindseligkeit, begreift. Als die Eheleute endlich, endlich zusammenkommen (könnten), erhält er seine Einberufung: Weltkrieg! Sie bringt ihn an die Bahn. Er fährt weg. Abblende. Was bleibt, ist die Hoffnung … Abgesehen davon, daß ständig etwas geschieht, reduziert Helmut Käutner das äußere Geschehen seiner unterkühlten Beziehungsstudie auf ein bitteres Minimum – und wie es drinnen aussieht, geht niemanden etwas an. Was bleibt, sind unterdrückter Überschwang und beherrschte Enttäuschung, Anflüge von Euphorie und Spuren von Verzweiflung. »Auf Wiedersehen, Franziska«: das Leben als Abschied vor dem Beisammensein, als dauerndes »Später!« vor dem ersehnten »Jetzt!«. PS: Ein großer Propagandaerfolg zum Lobe des wartenden Weibes dürfte diese abgeklärte Romanze kaum gewesen sein.

R Helmut Käutner B Helmut Käutner, Curt J. Braun K Jan Roth M Michael Jary A Willi A. Herrmann S Helmuth Schönnenbeck P Hans Tost D Marianne Hoppe, Hans Söhnker, Fritz Odemar, Rudolf Fernau, Hermann Speelmans | D | 100 min | 1:1,37 | sw | 18. April 1941

4 Kommentare:

  1. PS: Ein großer Propagandaerfolg zum Lobe des wartenden Weibes dürfte diese abgeklärte Romanze kaum gewesen sein.

    Ich hab gerade gelesen, dass Käutner nach dem Krieg sagte, der Schluss sei ihm vom Propagandaministerium aufgezwungen worden, und dass er das durch einen unvermittelten und scheinbar sinnlosen Wechsel auf andere Linsen dokumentiert habe. Hast Du davon etwas bemerkt?

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    1. Wenn Du mich so direkt fragst, muß ich sagen: Nein. Aber ich werde die DVD noch einmal einwerfen und den Sachverhalt überprüfen.

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    2. Ich habe mich mit der Sache noch einmal beschäftigt. Auf DVD liegt die um drei Minuten gekürzte Fassung des Films von 1983 vor. Ich vermute mal, daß es sich bei den fehlenden Minuten um die explizit propagandistischen Stellen handelt. Ein von Käutner etwa inszenierter formaler Bruch ist jetzt nicht mehr festzustellen. Mein PS ist so gesehen natürlich auch mit Vorsicht zu genießen. Vielleicht erwische ich den Film ja irgendwann mal in der Originalfassung. Dann werde ich weiterberichten. :)

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    3. Ja, das wäre die übliche "Bereinigung", wie es sie so oft gab. Wobei ich auch nicht weiß, wie propagandistisch die ursprüngliche Fassung nun wirklich war. In der Quelle, aus der ich das habe, liest es sich so:

      They [Käutners Filme im 3. Reich] were, [Erwin] Leiser writes, "celebrated examples of the kind of "interior emigration" which even during the war could appear in German films." The only significant exception comes in Auf Wiedersehen, Franziska (1941), in which the heroine tries throughout the film to get her husband, a footloose journalist, to abandon his wanderings and settle down at home, only to send him off again in the last scene to fight for the fatherland. Käutner explained after the war that this scene was added on the direct orders of the Ministry of Propaganda, and showed how he had attempted to signal this with an abrupt and otherwise inexplicable change of lenses.
      (John Wakeman (Hg.): World Film Directors, Vol. 1, New York 1987)

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