17.4.59

Imitation of Life (Douglas Sirk, 1959)

Solange es Menschen gibt

»Without love you’re only living / an imitation, an imitation of life.« Zwei Frauen, zwei Mädchen, zehn Jahre – Armut und Ambition, Hoffnung und Leid, Ruhm und Tod. Die erfolglose, aber brennend ehrgeizige Schauspielerin Lora Meredith (Lana Turner) trifft auf die heimatlose, aber herzensgute Annie Johnson (Juanita Moore). Die beiden alleinerziehenden Mütter sind sich sympathisch, und so beschließen die Platinblondine und die Farbige fortan zusammenzuleben: Die eine will Karriere machen, die andere wird sich um die Kinder und um den Haushalt kümmern. Lora, deren Stern zu leuchten beginnt, weist die Zuneigung eines fordernden Verehrers zurück und bemerkt nicht, wie sie sich im Emporkommen von ihrer Tochter Susie entfremdet; Annie muß schmerzlich erkennen, daß sie von ihrer hellhäutigen Tochter Sarah Jane verleugnet wird, die nach einem weißen Leben fiebert: »I'm someone else.« … Mit den Diamanten, die sich unter den Anfangstiteln häufen, gibt Douglas Sirk einen Vorgeschmack auf den funkelnden Look dieses Hochglanz-Melodramas über Selbstbetrug und die Leere des Triumphs, über Einsamkeit und die Trivialität eines Daseins ohne Liebe, über die Relationen von Dienen und Gebieten, von Mann und Frau, von Weiß und Schwarz. Ja, auch »Rassenfragen« werden gestellt, allerdings weniger in gesellschaftspolitischer Hinsicht, eher unter dem Gesichtspunkt der persönlichen Problematik von Identität und Fremdheit. Das Ende des Films – das alle Tränenschleusen öffnet, wenn Mahalia Jackson von der finalen Überwindung der »troubles of the world« singt – bringt eine bemerkenswerte Mischung der Farben (und eine definitive Synthese von Ironie und Seifenoper): reinweiße Blumen und weiße Pferde für eine tote Schwarze, tiefschwarze Kleider und eine schwarze Limousine für die trauernden Weißen. Nach »Imitation of Life« wird Sirk keinen weiteren Spielfilm inszenieren: »No more weepin' and wailin' …«

R Douglas Sirk B Eleanor Griffin, Allan Scott V Fannie Hurst K Russell Metty M Frank Skinner A Alexander Golitzen, Richard H. Riedel S Milton Carruth P Ross Hunter D Lana Turner, Juanita Moore, Susan Kohner, Sandra Dee, John Gavin | USA | 125 min | 1:1,85 | f | 17. April 1959

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