19.10.61

Mörderspiel (Helmuth Ashley, 1961)

»Nun sterbt mal schön.« Klaus Troger (Harry Meyen) ist ein Frauenmörder. Der erfolgreiche Modeschöpfer leidet unter der höhnischen Verachtung seiner blonden Gattin (Magali Noël). Darum erwürgt er regelmäßig Blondinen … Nein, Trivialpsychologie steht nicht im Mittelpunkt von Helmuth Ashleys frostig-sarkastischem Wirtschaftswunderthriller, vielmehr geht es um Trogers kaltblütigen Versuch, Spuren zu beseitigen, eine frische Tat zu vertuschen, auf der er so gut wie ertappt worden ist. Mehr noch: Es ist es ein doppeltes, ein dreifaches, ein zigfaches »Mörderspiel«, das im Penthouse eines betuchten Unternehmers gespielt wird, denn (fast) alle Beteiligten haben etwas zu verbergen – oder zu entlarven: Gefühllosigkeit, Sucht, Schulden, Untreue, Verzweiflung, Herzensträgheit, Leere. Gesellschaft bedeutet, die Anwesenheit von herzlich verabscheuten Menschen zu ertragen, deren Tod jederzeit billigend in Kauf genommen wird. Ein Hauch von Buñuel, eine Brise Sartre, eine leise Ahnung von ›ángel exterminador‹ und ›huis clos‹ weht durch die von Sven Nykvist in hartem Schwarzweiß fotografierte oberflächliche Wohlstandswelt, in der Eingeschlossene, Zusammengesperrte, Standesgenossen sich das süße Leben konsequent zur Hölle machen.

R Helmuth Ashley B Thomas Keck, Helmuth Ashley V Max Pierre Schaeffer K Sven Nykvist M Martin Böttcher A Rolf Zehetbauer S Walter Boos P Utz Utermann, Claus Hardt D Harry Meyen, Magali Noël, Götz George, Hanne Wieder, Wolfgang Kieling, Wolfgang Reichmann, Robert Graf | BRD & F | 84 min | 1:1,37 | sw | 19. Oktober 1961

# 844 | 10. März 2014

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