21.1.67

Romy – Portrait eines Gesichts (Hans-Jürgen Syberberg, 1967)

»Ich bin 27. Das ist ja nicht so alt.« Romy Schneider wirkt in diesem schau- und hörlustigen, privatim-insistierenden, gelegentlich überaus penetranten Filmportrait nur selten wie 27. Sie wirkt eher wie 16 oder wie 45, manchmal auch wie 80. Der vitale Schwung, die muntere Selbstüberschätzung einer erfolgreichen Zwanzigerin geht der geborenen Schauspielerin (fast) völlig ab. Romy unter den Augen von Hans Jürgen Syberberg – das ist ein verwirrter Backfisch, der ein überragendes Talent in sich spürt, aber keine Ahnung hat, wie es zu wecken wäre, das ist eine gestandene Diva, die in ihrem Leben vieles richtig gemacht hat, das sich in der Rückschau als zweifelhaft, wenn nicht gar als grundverkehrt, erweist, das ist eine alte junge Frau mit naiver Begeisterungsfähigkeit, mit tiefer Skepsis, mit überkandidelt-mürber Stimme, eine Frau, deren schlummernde Möglichkeiten sich schon als desillusionierende Erfahrungen manifestiert haben. Drei Tage in Kitzbühel: Schnappschüsse im glitzernden Schnee, Großaufnahmen am knisternden Kamin … ein Gesicht: traurig und schön, enorm dünnhäutig und unverhohlen professionell … ein televisionäres Lied von der Sehnsucht nach einem Platz, der einem gehört, wo man seine Ruhe hat, wo man hingehen kann …

R Hans Jürgen Syberberg K Kurt Lorenz, Klaus König S Barbara Mondry, Michaela Berchtold D Romy Schneider P Rob Houwer | BRD | 60 min | 1: 1,37 | sw | 21. Januar 1967

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