8.5.60

Leute mit Flügeln (Konrad Wolf, 1960)

Breit angelegte filmische Historienmalerei aus streng parteilicher Sicht: Rückblicke in die Geschichte eines Flugzeugwerkes und seiner Belegschaft von Ende der Weimarer Republik und Machtübergabe an die Nazis, über Spanien- und Weltkrieg, Konzentrationslager und Befreiung, bis hin zum dornigen aber planmäßigen Aufbau des Sozialismus im kleineren aber besseren Teil Deutschlands. Im Mittelpunkt des ideologischen Ringens: der Mensch, genauer gesagt: ein Mensch. Genosse Ludwig Bartuschek (Erwin Geschonneck), Flugmechaniker, Klassenkämpfer, Kommunist mit Leib und (vor allem natürlich) Seele, schreitet durch die Zeiten mit sicherem Schritt und einem festem Ziel vor den Augen: Allen die Welt und jedem der Himmel! Aber Vorsicht: »Wer fliegen will, bevor er gehen gelernt hat, macht ’ne Bruch­landung.« Mit Sinnsprüchen wie aus dem Brigadetagebuch weist der stets aufrechten Held sich und (fast) allen anderen – auch seinem leidenschaftlich-widerspenstigen Sohn Henne (Hilmar Thate), den er einst auf der Flucht vor den Faschisten zurücklassen mußte und später als Flakhelfer wiederfand – den Weg aus Unglück und Ruinen in eine glückliche Zukunft, um schließlich seinen großen Traum emporfliegen zu sehen: Ein real-existierendes Düsenverkehrsflugzeug aus deutsch-demokratischer Produktion erhebt sich majestätisch in die Lüfte. PS: Konrad Wolfs andächtig-hölzernes Epos über »Menschen, die uns Flügel geben« wird schon kurz nach seiner Premiere, wegen der auf höchster politischer Ebene beschlossenen Abwicklung der DDR-Luftfahrtindustrie, im Archiv verschwinden. Wer fliegen will, bevor er gehen gelernt hat …

R Konrad Wolf B Karl Georg Egel, Paul Wiens K Werner Bergmann M Hans-Dieter Hosalla A Gerhard Helwig S Christa Wernicke P Siegfried Nürnberger D Erwin Geschonneck, Wilhelm Koch-Hooge, Hilmar Thate, Franz Kutschera, Rosita Fernandez | DDR | 121 min | 1:1,37 | sw & f | 8. Mai 1960

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